#FF Chemo-Coaching...

Ich bin ganz sicher. Ohne Sie  wäre meine Chemo noch doppelt so schlimm gewesen.

 

Meine Chemo-Heldin, mein Rettungsanker, mein Weg durch die Hölle.

 

Mein "Chemo - Coach".

 

Ich erinnere mich an den Gedanken, ihr niemals, niemals, niemals genug danken zu können in meinem Leben. Sie musste eine Heilige sein, vom Himmel geschickt, speziell für mich, anders war es nicht zu erklären, denn sie bewirkte Wunder...

 

"Ich hab doch gar nichts getan" hat sie mal geschrieben. Dass sie Spaß habe mit mir und sich gern mit mir austausche, nichts weiter... Und so ist sie nicht meine persönliche Heilige geblieben, der ich mit Dankbarkeit und Demut begegne, sondern meine Freundin geworden. 

 

Ist uns beiden lieber so...

 

 

 

Chemo Coaching...

 

Es ist eins der Wunder der Chemotherapie, dass einem "Kleinigkeiten" die Welt bedeuten.

Und so bedeutete es mir die Welt, dass sie mir Fotos schickte. Es bedeutete mir die Welt, dass sie mich verstand. Es bedeutete mir die Welt, dass sie existierte.  Ich las ihre Nachrichten wieder und wieder und wieder... sie waren mein Halt in schwerer Zeit.

 

WAS sie sooo ultrakluges geschrieben habt, fragt ihr? Dass man dafür den Namen "Chemo-Coaching" erfinden musste? Und dass ich sage, es habe mir das Leben gerettet? - Ihr wärt SCHWER enttäuscht...Denn es gab ja "eigentlich" gar nichts zu sagen.

 

Sie schrieb, dass Chemo ätzend sei. Dass ich tapfer sei, das zu ertragen. Sie erzählte ein bisschen von der Welt da draußen vor meinem Krankenhausfenster. Sie versicherte mir, die Welt werde noch da sein, wenn ich wieder käme. Sie schrieb, dass es ihr auch nicht besser ging - damals - und dass es vorbeigegangen sei. Sie fand 1000 Nebenwirkungen keinen Grund zur Panik, hatte vollstes Verständnis, wenn ich TROTZDEM in Panik verfiel und fand mich nicht wehleidig, obwohl ich das Gefühl hatte ununterbrochen zu jammern.

 

Es ist nicht zu erklären, WAS es genau war. Aber während mir Familie, Freunde und der Rest der Welt zu viel wurden - wurde SIE mir nie zu viel. Und während  "Schaffst Du schon" oder "Du bist stark" vom Rest der Welt wie Hohn in meinen Ohren klang, waren es ihre Versicherungen, es werde WIRKLICH vorbeigehen, die irgendwann zu mir durchdrangen.

Sie wusste von ich sprach, wenn sie  sagte, es werde vorbeigehen, dann würde es das...

Ehrenwort...

 

Und so verging meine Chemotherapie und plötzlich kam ich - wie die Jungfrau zum Kind - selber zum Chemo-Coaching.  Irgendwie treffe ich immer wieder "zufällig" frisch Diagnostizierte, die mir sympatisch sind. Und ich erzähle ein bisschen von der Welt da draußen. Ich schreibe, dass Chemo ÄTZEND ist und sie vorbeigehen wird. Ich verstehe, dass sie Angst haben,  versuche ehrlich zu sein, wo ich den Eindruck habe, dass die Welt lügt und ich versuche da zu sein und der Beweis, dass es enden wird. Wirklich enden. Denn ICH bin schließlich auch noch da...

 

Ich kann "nichts" tun, gar nichts und ich bin nun ganz bestimmt keine Heilige und nicht vom Himmel geschickt!!!

 

Aber an meiner Wand hängt die Postkarte einer Freundin. "Ohne Dich hätte ich das nicht geschafft" schreibt sie. "Danke für Alles".

 

Ich bin kein gläubiger Mensch, aber wenn ich sehe, wie sich Sätze wie "Das IST aber auch WIDERLICH" oder "Du bist auch nicht schwächer als ICH" in ein Wundermittel verwandeln, dass uns über unsere Grenzen wachsen lässt - dann erscheint mir das mit dem Wasser in Wein plötzlich ziemlich plausibel...

 

Chemo ist widerlich. Wirklich. Aber es ist eine Zeit der Wunder...